Corporate Design & Kommunikationskonzept›Universität Heidelberg
Antiziganismus – Die Macht von Bildern
Antiziganismus ist eine der ältesten und zugleich am wenigsten reflektierten Formen von Rassismus in Europa. Er wirkt in Sprache, Bildern und Strukturen fort – oft unbemerkt, aber mit realen Folgen: für Sinti:zze und Rom:nja, deren Lebensrealitäten bis heute von Vorurteilen geprägt sind. Wer über Antiziganismus spricht, spricht also über den Umgang unserer Gesellschaft mit Minderheiten, über Sichtbarkeit, Macht und Verantwortung in medialen Darstellungen.
Seit 2025 erforscht das Projekt »The Critical Film & Image Hub« der Universität Heidelberg, wie Antiziganismus in Filmen und Bildern funktioniert – und gibt Medienschaffenden Tools an die Hand, diskriminierende Muster zu durchbrechen.
Um dieses hochkomplexe Thema zielgruppensensibel zu kommunizieren, hat uns der Hub mit der Erstellung eines Kommunikationskonzept und Corporate Designs beauftragt.
Erst verstehen, dann gestalten
Unsere Zusammenarbeit startete mit einem ganztägigen Workshop im NI Playce. Ziel war es, die Basis für Strategie und Design zu legen.
Der Vormittag stand ganz im Zeichen der Zielgruppen: Mit rund 20 Vertreter:innen diskutierten wir ihre Perspektiven, Bedürfnisse und Erwartungen an den Hub. Neben konkreten Ergebnissen entstand dabei auch etwas, das man nicht planen kann: echte Begegnungen, neue Verbindungen und ein gemeinsames Nachdenken über Antiziganismus in Film und Gesellschaft.
Am Nachmittag ging es ans Eingemachte: die Identität des Hubs. In mehreren Modulen entwickelten wir Vision, Werte und Alleinstellungsmerkmale – das Fundament für klare Botschaften und ein prägnantes Corporate Design.
Bewusstsein statt Urteil
Mit den Workshop-Erkenntnissen entwickelten wir das Kommunikationskonzept: Tonalität direkt aus den Werten abgeleitet, Kernbotschaften für jede Zielgruppe spezifisch formuliert.
Die Kanalauswahl konzentrierten wir bewusst: Instagram für Awareness, LinkedIn für Positionierung, YouTube für Vorträge, Website als zentrale Anlaufstelle, Mailing-Liste für Vernetzung. Dazu analoge Formate wie Workshops, Fachtagungen, Filmfestivals. Jeder Kanal mit klarem Ziel, definierter Zielgruppe und realistischer Posting-Frequenz.
Vier Content-Formate entstanden: »Gesicht zeigen« stellt Filmemacher:innen aus der Community vor, »Was wir sehen wollen« empfiehlt Filme von Sinti:zze und Rom:nja, »Film-Wissen kompakt« übersetzt Forschung, »Signal aus dem Hub« teilt Einblicke.
Ein gebrochener Rahmen als zentrales Gestaltungselement
Das zentrale Gestaltungselement fanden wir in der inhaltlichen Arbeit des Hubs: Es geht darum, »das Bild hinter dem Bild« zu zeigen. Filmische Darstellungen zu hinterfragen. Unsichtbare Mechanismen sichtbar zu machen. Also entwickelten wir einen gebrochenen Frame – einen Rahmen, der verschoben, durchbrochen, hinterfragt wird. Dieser Frame ist nicht nur Teil des Logos, sondern ein flexibles Gestaltungselement für alle Templates.
Die Farbwelt: gedeckt, warm, professionell – zwischen akademischer Seriosität und Social-Media-Tauglichkeit. Keine grellen Aktivismusfarben, keine grauen Distanzsignale.
Da das Team mit Canva arbeitet, erstellten wir alle Templates dort. So bleibt das Design eigenständig pflegbar und flexibel nutzbar.
Sichtbarkeit für das Unsichtbare
Heute ist The Critical Film & Image Hub auf Instagram und LinkedIn aktiv. Teilt Filmempfehlungen, stellt Persönlichkeiten vor, übersetzt Forschung in verständliche Posts. Aber der eigentliche Erfolg liegt woanders: Das Projekt hat jetzt eine Stimme. Eine Haltung. Eine visuelle Identität, die zu seinem Inhalt passt. Vier klar definierte Zielgruppen, die es gezielt ansprechen kann. Ein Netzwerk, das im Workshop entstanden ist und seitdem wächst. Ein Team, das versteht, wie Kommunikation funktioniert – und warum.
Antiziganismus in Filmen und Bildern bleibt ein schwieriges Thema. Eines, bei dem viele unbewusst diskriminieren. Eines, das Medienschaffende oft meiden, weil sie unsicher sind. Eines, das politisch heikel ist und wissenschaftlich komplex. Aber jetzt gibt es eine Anlaufstelle. Eine, die nicht belehrt, sondern einlädt. Eine, die nicht polarisiert, sondern aufklärt. Eine, die sichtbar macht, was vorher unsichtbar war.
Für uns war dieses Projekt ein Lehrstück in partizipativer Strategieentwicklung. Wir haben nicht nur für die Universität Heidelberg gearbeitet, sondern mit ihr und ihren Zielgruppen. Und wir haben wieder mal gemerkt: Die beste Kommunikationsstrategie entsteht nicht im Agentur-Büro, sondern im Dialog mit denen, die sie später umsetzen und die sie später erreichen soll. Deshalb machen wir Workshops. Deshalb nehmen wir uns Zeit für Erklärungen. Deshalb arbeiten wir so, wie wir arbeiten.
Interesse an Kommunikationsstrategien für eure Wissenschafts-Organisation?
Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht mit neuen Projekten, die kommunikativ sichtbar werden müssen? Oder habt ihr Gedanken zum Thema Wissenschaftskommunikation und wie man komplexe Inhalte zugänglich macht? Schreibt uns gerne – per Mail an ni@nordsonne.de, auf Instagram oder LinkedIn. Wir sind neugierig auf eure Perspektiven.
Falls eure Organisation auch vor der Herausforderung steht, wissenschaftliche Inhalte strategisch zu kommunizieren und die richtigen Zielgruppen zu erreichen: Dann entwickeln wir gemeinsam eure Kommunikationsstrategie. In Kombination mit Markenentwicklung, Zielgruppenanalyse und Wissenschaftskommunikation schaffen wir Sichtbarkeit für das, was gesellschaftlich relevant ist.