Architektur ist kein isoliertes ästhetisches Phänomen, sondern Bestandteil der Umgebung, in die sie sich einfügt und einer Geschichte, zu der sie sich positioniert. Dabei kann gute Architektur sowohl avantgardistisch als auch zurückhaltend sein – denn sie muss vor allem auf die Bedürfnisse ihrer jeweils spezifischen Funktion reagieren. Dies gilt insbesondere für Gebäude mit besonderen technischen Anforderungen, z.B. Kliniken, Labore und Forschungseinrichtungen, aber auch für Museen und Archive.
Das Architekturbüro Heinle, Wischer und Partner legt seinen Fokus auf eben diese technischen Herausforderungen – und setzt dabei gleichermaßen auf die gesellschaftspolitische Relevanz seiner Arbeit. In dem Online-Magazin »nah dran« erzählen wir von den spannendsten Projekten.
Aus der Feder des Architekturbüros Heinle, Wischer und Partner stammen Prestigeprojekte wie das Olympische Dorf in München, der Neubau der Stiftung »Topographie des Terrors« in Berlin oder das Deutsche Krebsforschungszentrum Heidelberg. Was diese zunächst grundverschiedenen Projekte eint, ist ihre gesellschaftspolitische Dimension und ihr hoher Grad an Komplexität. Um diesem Anspruch Rechnung zu tragen, veröffentlicht das Architekturbüro jedes Jahr einen Bericht, in dem einzelne Projekte mit ihren jeweils spezifischen Hintergründen und Besonderheiten dargestellt werden. 2019 fiel der Auftrag zur Konzeption und Gestaltung dieses Jahresberichts erstmals an uns.
In einem gemeinsamen Workshop mit den acht Partnern des Architekturbüros Heinle, Wischer und Partner entwickelten wir die Grundlagen für die Konzeption und Gestaltung des Jahresberichts 2019. Dieser sollte die Fäden aus den drei bisher veröffentlichten Jahresberichten aufgreifen, weiterentwickeln und zu einem neuen Gesamtkonzept zusammenfügen. Darüber hinaus sollte ein offenes Format entstehen, das beliebig fortgesetzt und erweitert werden kann. Um auch über die einmal pro Jahr stattfindende Verschickung des Print-Jahresberichts hinaus Interessierte erreichen zu können, entschieden wir uns für eine digitale Adaption des Formates, aus der letztlich das Online-Magazin »nah dran« entstand.
Die Beiträge für das Online-Magazin setzen sich aus Videoclips, Interviews, Animationen, Lageplänen, Grundrissen und Texten zusammen, die alle fast ausschließlich von uns produziert wurden. Jedem Projekt ist ein Titelbegriff zugeordnet, das eines der Leitmotive der entsprechenden Arbeit aufgreift und sie für gesellschaftspolitische oder Überlegungen öffnet. Sowohl die Texte als auch Videobeiträge in Form von Erklärfilmen, Video-Portraits und Animationsfilmen orientieren sich inhaltlich an diesen Leitmotiven. So entstand etwa für die Renovierung und Neukonzeption der Kaserne Ost des Festspielhauses Hellerau ein Beitrag mit dem Titel »Transformation«, wohingegen das eher stadtplanerisch konnotierte Projekt der Umgestaltung des Klinikareals in Tübingen mit dem Wort »Zusammenleben« umrahmt wurde.
Die Projekte von Heinle, Wischer und Partner führen uns in unterschiedlichste Gefilde mit jeweils individuellen Anforderungen, Geschichten und Visionen. Bei allen Projekten steht die Frage im Vordergrund, wie man die verschiedenen Dimensionen eines Projekts produktiv und zukunftsweisend miteinander verbinden kann. Wie gestaltet man eine Klinik, die den medizinischen Anforderungen der nächsten Jahrzehnte gewachsen ist? Kann Architektur ein sozialer Impuls sein? Wie sieht ein Museum aus, das einen zurückhaltenden Rahmen für die in ihm ausgestellte Kunst bildet und gleichzeitig repräsentativ ist? Welche Bedeutung haben Gebäude für die Identität einer Stadt?
Der gedruckte Jahresbericht ist eine formale Synthese aus den drei zuvor erschienenen Jahresberichten, die einmal in Form eines Leporellos, einmal als Plakat und einmal in quadratischer Form erschienen sind. Der Jahresbericht 2019 nimmt mit seiner individuellen Faltung alle drei Formen in sich auf. Der Titel »nah dran« findet seine gestalterische Übersetzung in dem formatfüllenden »h«, das gleichzeitig als eine Art Tor zu den rückseitig liegenden Inhalten fungiert. Das Spiel mit den verschiedenen Ebenen spiegelt die vielschichtige Arbeitsweise des Architekturbüros.
Zuletzt musste diese eigens für das Printmedium entwickelte Formensprache ins Digitale übersetzt werden. Dort legten wir den gestalterischen Fokus auf die großflächige Verwendung des Grundrisses als projektspezifisches Keyvisual. Darüber hinaus konnten die Beiträge redaktionell komplexer ausgearbeitet und mit multimedialen Inhalten angereichert werden, so dass magazinartige Beiträge mit jeweils unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen entstanden. Das Online-Magazin »nah dran« bietet, sowohl für Architektinnen und Ingenieurinnen als auch für Laien, einen vielseitigen Einblick in die Philosophie und Arbeitsweise von Heinle, Wischer und Partner.
Die 2020 ausgebrochene Corona-Pandemie brachte diverse Gesundheitssysteme weltweit an ihre Belastungsgrenzen. Um dieser Überlastung vorzubeugen, beschloss der Berliner Senat, eine der Hallen des Berliner Messegeländes kurzfristig zu einem Notfall-Behandlungszentrum auszubauen. Die Wahl für den Um- und Ausbau fiel auf Heinle, Wischer und Partner, die seit Jahrzehnten auf Klinikgebäude, Forschungseinrichtungen und andere technisch anspruchsvolle Bauprojekte spezialisiert sind. Innerhalb weniger Wochen gelang es dem spontan zusammengestellten und teilweise aus anderen Projekten abgezogenen Team, die Messehalle zu einem Krankenhaus mit insgesamt 500 Bettplätzen auszubauen. Die einmaligen Bedingungen und das rasante Tempo des Projekts führten zu einem außergewöhnlich hohen Maß an Gleichzeitigkeit – sowohl für Heinle, Wischer und Partner, als auch für uns als begleitende und dokumentierende Instanz.
Bei diesem Projekt musste vieles on the go entschieden werden: Wie installiert man komplexe medizinische Apparate so, dass gleichzeitig ein hohes Maß an Flexibilität erhalten bleibt? Wie schafft man Bewegungssysteme, die absolute Sterilität gewährleisten? Wie gestaltet man ein Orientierungssystem, das den Dimensionen einer Messehalle standhält? Wir haben Heinle, Wischer und Partner in diesem spannenden und einmaligen Prozess begleitet und die Antworten auf diese Fragen dokumentiert. Der fertige Beitrag mit dem passenden Titel »Sprint« wurde wenige Tage nach der Eröffnung des Behandlungszentrums veröffentlicht.
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